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'der orient ist die wahre mutter europas, und unsere schlummernde sehnsucht geht immer dorthin' - bruno taut

Sonntag, 8. Dezember 2013

life begins at the end of your comfort zone. so ist es..

über 3 monate sind um, morgen bin ich 100 von 300 tagen hier. so schnell ist die zeit vergangen, so viel passiert, so viel hat sich geändert an meinen sichtweisen, eigentlich an meiner ganzen weltanschauung, soviel hab ich erlebt, soviel bin ich über mich hinaus gewachsen und so sehr habe ich meinen horizont erweitert. wenn ich heute an die zeit in afacan, die tage, die gemeinsam mit der vorbereitung damals in lauenburg, wohl die eindeutig besten meines lebens waren, zurückdenke, sehe ich einen anderen menschen, als der, der ich jetzt bin. von einem tag auf den anderen alles anders,
noch soviele erfahrungsberichte in deutschland kann man lesen, man kann noch so viel über ein land und seine kulturen wissen, das wasser, in das man geschmissen wird, ist verdammt kalt. und langsam habe ich gelernt, darin zu schwimmen. meine schritte sind nicht mehr so unsicher wie damals, kulturelle missverständnisse werden weniger, ich habe die türkische mentalität, das, was ich am anfang so sehr verurteilt habe, lieben gelernt und gleichzeitig deutschland, hamburg, meine heimat,
so sehr ins herz geschlossen. die türkei ist definitiv kein einfaches austauschland und ohne die vorbereitung durch yfu, die mir auch über ein halbes jahr danach noch so hilfreich ist, wäre ich wohl schon manches mal an den punkt gelangt, zum flughafen zu fahren und das ganze abzutun als eine einmalige fehlentscheidung. aber so einfach will ich es mir nicht machen. die türkei ist ein tolles land
mit tollen menschen. damals dachte ich, die türkei wäre näher an der deutschen kultur, ähnlicher, wo wir so viele türkische elemente in deutschland haben. aber so ist es nicht. der lebensstil, die mentalität. langsam begreife ich es. die regeln, die sich wie fäden durch jede gesellschaft ziehen,
waren anfangs unsichtbar für mich, nun habe ich viele von ihnen verstanden. ich habe gelernt, nicht zu verurteilen. nicht alles ist schlecht, nur weil es ungewohnt ist, nur weil man es 16 jahre komplett anders gemacht hat. nur weil in deutschland fernsehen eine notlösung an einem absolut langweiligen tag für mich war, heißt es nicht, dass es schlecht ist, dass hier der fernseher von morgens um 8 uhr bis nachts um 1 durchgängig läuft. die menschen hier haben sich ihr leben so eingerichtet und fühlen sich wohl damit, also bin ich die, die sich anpassen muss. man mag es kaum glauben, aber am anfang habe ich die deutsche mentalität wirklich furchtbar vermisst. dass sich nicht jeder so sehr für jeden und das was er macht, interessiert. dass man sich gegenseitig auch einfach mal egal ist, dass man direkt und wenn einem etwas nicht passt, auch mal unfreundlich ist. nun habe ich die art, wie hier miteinander umgegangen wird, zu schätzen gelernt. die herzlichkeit und hilfsbereitschaft. gleichzeitig mag ich aber auch die hamburger mentalität, dass man nicht gleich auf alle zugeht, nicht immer gut gelaunt, nicht so neugierig, sondern mehr distanziert ist. beides hat halt seine vor- und nachteile.
jedenfalls war es nicht, wie am anfang gesagt, eine schlechte entscheidung, in die türkei zu kommen.
zum spaß haben ist man hier irgendwie falsch, soziales leben ist hier halt nicht so wichtig, partys und so weiter gehören auch nicht zur jugendkultur. aber die perspektive dreht sich um 360° und dafür, dass ich das mit 16 jahren erleben darf und gleichzeitig überall mit offenen armen empfangen werde, bin ich dankbar.

also bleibt es dabei: yfu ist wohl das beste, was je in mein leben getreten ist.
mit den menschen von der vorbereitung bin ich immer noch so eng befreundet, sie alle sind in diesem moment über ganz europa verstreut, mit den türkei-fahrern hatte ich unglaubliche tage in afacan und
das austauschjahr ist definitiv nicht nur deswegen sinnvoll, weil es die persönlichkeit wachsen lässt
und einem unbezahlbare erfahrungswerte bringt, sondern auch, weil wir hier alle als völkerverständiger fungieren, verbindungen schaffen zwischen zwei ländern, der türkei und deutschland, die sich einerseits so nah und andererseits so fern sind.

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