aus istanbul
ich erinner mich an die dezemberzeit in istanbul. die dächer waren weiß bedeckt, es war eiskalt und windig und wir hatten in der kleinen wohnung andauernd stromausfall, so dass ich mich mit einem winzigen teelicht aufs bett vors fenster gesetzt habe, die leeren und tristen straßen vor der unruhigen see beobachten konnte.
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alte gassen, uralte häuser, leben und überall angebundene kühe. ich erinnere mich an die uralte frau, die wir besucht haben. sie wohnte in einer schmalen gasse und die wohnung hatte einen massiven, knarrenden holzboden. sie hat baklava gebacken, ich stand mit ihr in der küche und zog dann mit ihr die duftenden bleche aus dem ofen. sie schenkte mir allahs segen zum abschied und wünschte mir ein schönes leben.
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okmeydani ist ein armes kurdenviertel, mitten in istanbul. die häuser sind schief, alt, verfallen. das brautpaar hat gestrahlt und war wunderschön und ich genoss die musik, den tanz in einem istanbuler keller, genauso wie die frische luft danach, die nächtlichen geräusche istanbuls.
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unter uns istanbul, so groß und prächtig, paradiesisch und grün, wie ich es noch nie zuvor gesehen habe, mit uns laute orientalische musik und der spätsommerliche wind, der durch die offenen fenster weht.
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ich setzte mich in eines der gelben taxis und fuhr nach fatih zur polizeistation. dort lernte ich einen netten iraker kennen, er war humorvoll, gebildet und intelligent, wir haben uns über den nahen- und den mittleren osten unterhalten, über die türkische fernsehmentalität und über das lebensgefühl, was in mitteleuropa so anders ist. wir dachten, wir würden uns montag wiedersehen, verabschiedeten uns herzlich, doch daraus wurde leider nichts.
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wir trafen uns in sultanahmet, sind zur blauen moschee gegangen. sahlep verkäufer preisten ihre wärmespendende ware an, der geruch von zimt verbreitete sich, es war furchtbar kalt und dann wurde uns, als einzige ausländer, der zutritt während der gebetszeit gewährt. es war eines der wunderschönsten erlebnisse, unbeschreiblich und unglaublich intensiv.
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ich erinnere mich an die dolmus route vom marmara park bis nach büyükcekmece, es war am meer entlang, alles leuchtete und an der linken seite ragten die minarette und kuppeln der moschee in den tiefschwarzen nachthimmel.
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neben mir ein mann, der orientalisch singt, hin und wieder ein herumstreunender straßenhund, alles in allem die unglaubliche lebendigkeit mit den lichtern von taksim vereint zu einem einzigen beben, einem meer aus geräuschen.
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aus ankara
in trauer um die hunderten väter, die bei der explosion gestorben sind, tragen heute viele ausschließlich schwarz und es gibt einen landesweiten streik. die türkei lebt, die türkei fühlt.
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gestern waren große demos hier und die polizisten haben wieder geschossen. es war ein lauer sommerabend und im minenwerk von soma sind hunderte menschen gestorben. wir saßen im 1. stock eines cafes und sahen die leuchtenden gasbomben, die in der luft explodierten.
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wir haben die schüsse vom balkon des cafes hören können und unsere abenteuerlust war mal wieder stärker als jedes fünkchen verstand und wahrscheinlich war das der grund, wieso das geschehen in der ferne wieder wirkte wie ein magnet. um die richtung zu wechseln, war die welt dorthinten viel zu spannend. die straßenkämpfe waren plötzlich so nah, wir sahen, wie der rauch der geschosse sich auf dem boden sammelte und entschieden uns, zu den journalisten auf die brücke zu gehen. wir sahen mutige demonstranten, sich hinter barrikaden verschanzend und polizisten, die mittlerweile schossen, ohne zu sehen. dann waren die schüsse direkt bene uns und die gesichter, in denen wir noch kurz zuvor sicherheit und vertrauen für dieses dumme unterfangen suchten, waren angstverzerrt, wir rannten gebückt, alles war offen, wir konnten uns nicht schützen und sie hörten nicht auf, zu schießen...
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die fußgängerbrücke war voller menschen, ausländische journalisten mit ihren kameras. unter uns straßenschlachten, dann wurde das feuer auf uns gerichtet, wir sind nur noch gerannt, in der luft schreie und schüsse.
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es ist wahnsinnig, es liegt eine revolutionsstimmung in diesem land, gerade steht alles auf der kippe, zwischen den extremen.
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ich steige in kizilay in den bus ein, ein sommergewitter bahnt sich an. im vorbeifahren sehe ich eine menschenkette, jeder von ihnen trägt einen buchstaben. Ugur Kurt ölümsüzdür. (-> Ugur Kurt ist unsterblich) und denke, allein deswegen werde ich es nie bereuen.
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gestern war ich an einem kiosk in kizilay, wollte 20 tl auf mein handy laden. sie konnten mit dem computer nicht umgehen, deshalb baten sie mich um hilfe, ich trat also in den kiosk, wir beschäftigten uns gemeinsam mit dem computer, luden mein handy auf. wir unterhielten uns, saßen dann noch eine weile teetrinkend da, sie luden mich ein, immer wieder vorbeizuschauen, wenn ich in kizilay bin, dann ging ich.
Seiten
'der orient ist die wahre mutter europas, und unsere schlummernde sehnsucht geht immer dorthin' - bruno taut
Mittwoch, 3. September 2014
Sonntag, 27. Juli 2014
Donnerstag, 26. Juni 2014
güle güle
zitat einer amerikanischen journalistin: "having a kind of affectionate feeling for turkey guarantees heartbreak. like being in love with a hopeless drunk."
tschüss mein zuhaus, auf ein baldiges wiedersehen
tschüss mein zuhaus, auf ein baldiges wiedersehen
Freitag, 20. Juni 2014
kapadokya
meine allerallerallerliebsten!!! rechts von mir meine lieblingskanadierin und links meine lieblingsholländerin. |
es sind noch fünf tage bis zur rückkehr, ich bin nicht aufgeregt, und wollte eigentlich nur über das re-entry-seminar in kappadokien berichten. es waren mal wieder wunderschöne vier tage, die wir zusammen genossen haben, in dem wir uns über erfahrungen ausgetauscht haben, bis tief in die nacht redend im garten saßen, die landschaft um uns rum erkunden konnten. am letzten abend sind wir in ein hamam, also ein türkisches dampfbad gegangen und auch das war einfach wunderschön. über mein austauschjahr muss ich hier nicht mehr viel schreiben, ich habe meine ziele leider nicht erreichen können und fühle mich mit diesem endresultat noch nicht besonders bereit, nach deutschland zurückzukehren, aber ein kleiner trost ist die tatsache, dass es nach istanbul ja doch hin und wieder den ein oder anderen billigflug gibt... vielleicht ist das hier der letzte blogeintrag, vielleicht melde ich mich nochmal. mein abenteuer ist hiermit beendet, ich werde mich in deutschland weiterhin für yfu engagieren und die türkei bleibt mein zuhause - für immer.
Sophie
Mittwoch, 11. Juni 2014
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